Kündigung wg. Privattelefonaten - Zustimmung des Betriebsrats

Dem Kläger, Mitglied des Betriebsrats der Beklagten, wurde aufgrund einer Vielzahl von heimlichen und teuren Telefonaten auf Kosten des Arbeitgebers ins Ausland gekündigt. Er focht die Kündigung unter anderem damit an, dass der Rest-Betriebsrat seiner Kündigung nicht schriftlich entsprechend den Vorschriften des BGB zugestimmt hätte, was er unverzüglich gerügt habe. Die Kündigung sei deswegen unwirksam.

Der BAG wies die Klage unter anderem ab mit der Begründung, dass das Betriebsverfassungsgesetz, in welchem die Zustimmung des Betriebsrats zur Kündigung eines Betriebsratsmitglieds gefordert wird kein Schriftformerfordernis für diese Zustimmung vorsehe. Das Betriebsverfassungsgesetz gehe insoweit dem BGB als eigenständige Spezialregelung vor. Die Kündigung war deshalb wirksam, da die vorherige Zustimmung des Betriebsrats tatsächlich eingeholt wurde.

Damit ist klargestellt, dass die Kündigung eines Betriebsrats durch den Arbeitgeber auch ohne der schriftlich der Kündigung beigelegten Zustimmung des Betriebsrats wirksam sein kann, soweit die vorherige Zustimmung des Betriebsrats zur Kündigung bestand.

Quelle: Pressemitteilung Nr. 12/04 des Bundesarbeitsgerichts
Kündigung wegen Privattelefonaten - Zustimmung des Betriebsrats

Der Kläger war bei der beklagten Immobiliengesellschaft als Organisator beschäftigt. Er war Mitglied des Betriebsrats. Zwischen März und Mai 2002 führte der Kläger, ohne dass die Beklagte davon wusste, von Dienstanschlüssen private Telefongespräche nach Mauritius (über 18 Stunden, Kosten 1.355,76 Euro). Die Beklagte, die anfangs einen anderen Arbeitnehmer verdächtigt hatte, kündigte mit Zustimmung des Betriebsrats das Arbeitsverhältnis mit dem Kläger fristlos. Der Kläger hält die Kündigung für unwirksam. Ein wichtiger Grund liege nicht vor. Außerdem sei dem Kündigungsschreiben die Zustimmungserklärung des Betriebsrats nicht in schriftlicher Form beigefügt gewesen, was er unverzüglich gerügt habe. Arbeitsgericht und Landesarbeitsgericht haben die Klage abgewiesen. Die Revision des Klägers blieb vor dem Bundesarbeitsgericht erfolglos.

Unerlaubt und heimlich auf Kosten des Arbeitgebers geführte Privattelefonate können eine außerordentliche Kündigung rechtfertigen. Außerdem ließ der Kläger es zu, dass der Verdacht zunächst auf einen nicht beteiligten Kollegen fiel. Die Kündigung ist auch nicht nach §§ 182 Abs. 3, 111 Satz 2 BGB unwirksam. Diese Vorschriften enthalten Regelungen über einseitige Rechtsgeschäfte (zB Kündigungen), die von der Einwilligung eines Dritten abhängen. Ein derartiges Rechtsgeschäft ist unwirksam, wenn der Erklärende die Einwilligung nicht in schriftlicher Form vorlegt und der Erklärungsgegner das Rechtsgeschäft aus diesem Grunde unverzüglich zurückweist. Zwar bedarf nach § 103 BetrVG die außerordentliche Kündigung des Arbeitgebers gegenüber einem Betriebsratsmitglied der "Zustimmung" des Betriebsrats, also eines "Dritten". Auf diese "Zustimmung", für die kein Schriftformzwang besteht, sind jedoch §§ 182 Abs. 3, 111 Satz 2 BGB nicht anwendbar. § 103 BetrVG enthält eine in sich geschlossene, den Schutz des Betriebsrats und des Betriebsratsmitglieds umfassend ausgestaltende Sonderreglung.

Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 4. März 2004 - 2 AZR 147/03 -

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