Anteil des Filesharing-Aufkommens sinkt

Haben die Abmahner im Auftrag der Musik- und Filmindustrie ihr Ziel erreicht? Der Anteil des Datenverkehrs durch Filesharing scheint in Europa zu sinken, wie man einer neueren Studie entnehmen kann.

Die amerikanische Studie benennt den Rückgang des Datenverkehrs durch Filesharing von gesamt 22% im Jahr 2009 auf nur noch 11% im Jahr 2010 (Seite 34 des Dokuments).

Nur noch die Hälfte des Jahres 2009

Das rechtspolitische Ziel zumindest der deutschen Musik- und Filmindustrie, Urheberrechtsverletzungen durch Filesharing mit vermehrten Abmahnungen zu begegnen und diese somit einzudämmen, könnte somit Früchte getragen haben. Aber, ist es wirklich so? Die Studie wartet leider nicht mit absoluten Zahlen auf, sondern nennt nur die relativen Verhältnisse. Wir zählen einmal jeglichen Datenverkehr mittels Computern und anderen Geräten zur Nutzung via Internet hinzu.

Dabei fällt auf, dass der Datenverkehr in Richtung der einzelnen Nutzer (Downstream) durch das HTTP-Protokoll, also das übliche Internetprotokoll, was beispielsweise alle Browser einsetzen, erheblich zugenommen hat, nämlich von 25,9% auf 44,6%. Das kann einerseits daran liegen, dass Video- und Fotoblogs sich einer zunehmenden Beliebtheit erfreuen, andererseits auch daran, dass mehr oder weniger legale On-Demand-Anbieter von gestreamten Filmen (Namen seien hier nicht erwähnt) ebenfalls das HTTP-Protokoll einsetzen. Derlei Nutzung ist aber sehr datenintensiv, mehrere Gigabyte gehen da stündlich durch die Leitung. Eine Reihe von Kabelkunden genießt mittlerweile schon "Fernsehen per Internet", die ersten Anzeichen des "Triple play" im Internet. Das Internet wird, was die Datenmenge angeht, zunehmend zur Unterhaltung eingesetzt und weniger zur Informationsgewinnung. Insofern ist es mißverständlich, wenn heise schreibt, dass über das HTTP-Protokoll nur "einfach gesurft" wird.

Nachdem das Datenaufkommen im Internet zwischen 2009 und 2010 wohl wieder um rund 50% steigen wird ist es nicht falsch anzunehmen, dass die steigende Mehrheit dieses Datenvolumens auf die Nutzung solcher Unterhaltungsangebote zurückzuführen ist, denn eine zunehmende Anzahl an Nutzern verfügt über leistungsstarke Internetverbindungen.

Für diese These spricht, dass auch der Datenverkehr mittels e-Mail und Betriebssystem-updates relativ gesehen abgenommen hat - beides Anwendungen, deren Datenprofil sich nicht grundlegend geändert hat in letzter Zeit.

Die andere Richtung, nämlich das Hochladen von Inhalten, machen aus technischen Gründen den weit geringeren Anteil am Datenverkehr insgesamt aus, traditionell liegt er bei einem Sechstel, einem Achtel oder geringer, je nach Vertrag oder Bandbreite.

Hier aber ist der Upload-Anteil am Datenverkehr durch Filesharing, ob legal oder nicht, im wesentlichen unverändert, amerikanische Studie von Sandvine aus 2009 (Seite 18), nämlich bei einem knappen Drittel liegend.

Also: Viel heiße Luft um Nichts.

Durch vermehrte Abmahnungen wurde bislang noch kein nachhaltig neues Bewußtsein bei den Nutzern geschaffen, sofern es illegale Inhalte betreffen mag, die "Abmahn-Warnmethode" scheint demnach nicht der richtige Ansatz für die Schaffung des Bewußtseins für fremde Urheberrechte zu sein.

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